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Pilgern auf der Via Gebennensis: Revel-Tourdan - Saint-Romain-de-Surieu Etappe 13

  • Autorenbild: Pilgern unter einem Hut - Unterwegs mit Sandra
    Pilgern unter einem Hut - Unterwegs mit Sandra
  • vor 4 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Lies unten, was Frau Pilgerhut heute am meisten wundert

Via Gebennensis - Tag 13 - Kleine Lehrmeister


Gute Markierung!
Gute Markierung!

Sehen und Hören


Pilgern bedeutet irgendwie auch: Die Kunst des richtigen Einsteigens in den Tag. Langsam. Die Via Gebennensis hält dafür, wie ich finde, immer wieder ihre eigenen kleinen Lehrmeister bereit: Wie die liebevollen Wegweiser, zum Teil handbemalt. Sie sagen mir: Nimm dir Zeit. Und wenn du willst, nimm dir mehr als einen Moment, um zuzusehen, wie die Raubvögel über den Feldern kreisen oder die Schmetterlinge über die Blüten tanzen. Oder die Steine am Rand des Weges, die Geschichten erzählen – nicht laut, eher leise, als würden sie darauf warten, dass jemand ihnen zuhört. Und ich höre zu, weil Pilgern nicht nur Gehen ist, sondern auch Zuhören. Und zwar nicht nur den Steinen, sondern auch mir.


Happy Camper


Tatsächlich sehe ich heute das erste Mal, dass jemand auf der Via Gebennensis wild zeltet. Direkt neben dem Jakobsweg und einem Picknickplatz. Erstaunlicherweise treffe ich relativ spät am Vormittag auf das lila Häuschen-to-go. Ein oder zwei andere Pilger? Das wären ja gehörige Langschläfer. Ziemlich untypisch für das pilgernde Volk. Ich schleiche in nicht allzu großem Abstand um das Zelt herum. Eigentlich bin ich neugierig und würde den Zipper am liebsten mal aufreißen und reinschauen, wem das Zelt gehört, aber man poltert ja auch nicht unaufgefordert in fremde Häuser mit dickeren Wänden. Da ich keine Klingel finde, lasse ich es lieber sein. Mein bröckeliges Französisch aufdrängen will ich außerdem nicht, wenn nicht unbedingt erforderlich. Ich ziehe weiter.


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Der Weg selbst heute: Ein moderates Auf und Ab, viel Natur, Felder und offene Landschaften wechseln sich ab mit kurzen Waldpassagen. Ich habe genug Zeit all diese schönen Ausblicke zu genießen auf dem Stück nach Saint-Romain-de-Surieu. Mit über 25 Kilometern ist es heute ein langer Tag für meine Verhältnisse, aber erneut ein sehr schöner.


Ähnlich wie am Vortag. Relativ flach, sehr angenehm.
Ähnlich wie am Vortag. Relativ flach, sehr angenehm.

Ziegenbock mit Henkel


Irgendwo treffe ich auf eine Schafherde, deren Ton überraschenderweise ein junger Ziegenbock angibt. Ich liebe diesen einzelnen Ziegenbock zwischen den Schafen, der aussieht wie ein Teletubbie, sofort. Dem hat man einfach mal pragmatisch eine Gummihalterung an die Hörner getackert. 😂

Ob der einfach bockig ist und strafversetzt wurde oder sein Chef mit ihm für den französischen Ziegenbockweitwurf-Cup trainiert? Bleibt leider unklar.



Kloster Surieu


Bereits kurz vor meinem Tagesziel treffe ich auf die Reste einer mittelalterlich anmutenden Burg aus dem 12. Jahrhundert und dazu eine Handvoll Franzosen, die an diesem sonnigen Maisonntag die Überreste besuchen wollen. Bei näherer Betrachtung stelle ich allerdings fest, dass es sich nicht um eine Burgruine aus dem 12. Jahrhundert, sondern auch um das Karmelittinnenkloster Surieu handelt, dass man links neben dem Turm sieht. Bis heute leben Nonnen dort.


Karmelittinnenkloster Surieu
Karmelittinnenkloster Surieu

Kurz nach der Burg geht es dann auf einem schönen Waldpfad bis zum Örtchen Saint-Romain-de-Surieu.


Brücke im Wald vor Saint-Romain-de-Surieu
Brücke im Wald vor Saint-Romain-de-Surieu

Akazienblüten


Als ich am späten Nachmittag in meiner Unterkunft ankomme, bin ich natürlich müde, aber auch hungrig und freue mich über das Willkommenshäppchen, das mir kredenzt wird. Soweit ich verstanden habe sind es frittierte Akazienblüten (Foto weiter unten). Sicher bin ich nicht, welche Stengel ich da verspeise; sie schmecken so gut, dass ich auch ohne Zweifel noch eine zweite Portion genommen hätte.

Aber ich weiß ja auch - Gier wird umgehend bestraft in Frankreich. Wenn ich so kurz vor dem dinieren zu viel esse, bin ich nicht mehr in der Lage die 3 - 4 Gänge aufzuessen und so langsam bekomme ich den Eindruck, dass die Franzosen es als unhöflich empfinden, wenn man zu früh den Teller beiseite schiebt. Gestern bei Fred war ich schon nach dem großen "Aperitivteller" und der superleckeren, aber riesigen Vorspeise so satt, dass ich den Hauptgang auslassen musste und nur noch das Dessert reingepasst hat. Es tat mir so unfassbar leid, dass ich ihn enttäuschen musste, aber es war so üppig, dass ich leider ablehnen musste, weil es mir sonst schlecht gegangen wäre.


13. Übernachtung: Accueil Jacquaire bei Francoise


Ich bin wieder in einer tollen privaten Privatunterkunft untergekommen, die Fred am Vortag für mich telefonisch angefragt hatte. Bei Francoise und Stephane, die unglaublich herzlich sind und mich fantastisch aufnehmen und bewirten. Ich fühle mich sehr wohl.

Man muss sich das mal überlegen: in JEDER privaten Unterkunft in der ich bislang war, gibt es am Abend mindestens 3 Gänge, oft sogar 4, meist Stoffservietten... Die Franzosen legen wirklich viel mehr Wert auf ihre Esskultur als wir.

Welche zeitintensive Arbeit allein in der Vorbereitung des Essens steckt!

Auch hier finde ich wieder ein Gästebuch (livre d'or) zum Eintragen und eine Spendenbox, die ich mit Bargeld befülle.




Der nächste Etappenstopp heißt für mich: Chavanay

Wenn du Frau Pilgerhut weiter durch Frankreich begleiten willst, lies weiter im nächsten Beitrag.




Kommentare


Die Frau (unterm) Pilgerhut:

Kopie von 20220422_192619_edited_edited.jpg

Autorin | Pilgerin | Pilgersteinmalerin | Hobbyfotografin |

4 Jakobswege = 1650 km

Buen Camino!

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