Pilgern auf der Via Gebennensis: St.-Romain-de-Surieu - Chavanay Etappe 14
- Pilgern unter einem Hut - Unterwegs mit Sandra

- vor 14 Stunden
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Lies unten, wen Frau Pilgerhut in der Pilgerherberge in Chavanay trifft
Via Gebennensis - Tag 14 - Das 4. Departement ruft: Loire

Die Etappe von St.-Romain-de-Surieu nach Chavannay empfinde ich überraschenderweise als einfach, weil ziemlich flach. Heute nehme ich auch das erste Mal größere Obstbaumplantagen wahr. Bisher dominierte die Viehwirtschaft, der Weizen oder der Wein in Savoyen.


Zwei Möglichkeiten führen über die Rhone nach Chavanay
Kurz vor Ende meiner heutigen Etappe habe ich, nach einigen Tagen Abstinenz, wieder Sichtkontakt zur Rhone. Alle Pilger, die sich wie ich für den direkten Weg entschieden haben, müssen hier den breit gewordenen Fluss auf einer vielbefahrenen Brücke überqueren, um am gegenüberliegenden Ufer Chavanay zu erreichen. Kurz vor St.-Genix hatte ich vor ein paar Tagen den Fluss rechts liegen lassen, während sein Wasser sich in einem weiten Bogen nördlich von mir durch Lyon schlängelte, um schließlich wieder Richtung Süden zu fließen und den Jakobsweg zu kreuzen.

Ich habe mich für den direkten Weg nach Westen über Clonaz-sur-Varez nach Chavanay entschieden und das hat auch einen guten Grund. Ich habe zwar gelesen, dass es als Pilger empfehlenswerter ist, die etwas längere Alternativroute über die weiter nördlich gelegene Rhonebrücke bei Condrieu zu nehmen, weil sie fußgängerfreundlicher gestaltet wurde, (und dann man muss am anderen Ufer, im Rhonetal, südlich nach Chavanay zurücklaufen, anstatt direkt nach Westen zu queren) aber mir hatte einer meiner letzten Gastgeber erzählt, dass die Brücke für die nächsten Wochen komplett gesperrt ist: für Autoverkehr und Fußgänger. Also hatte ich keine andere Wahl. Schmale, hohe Brücken mit wenig Platz für Fußgänger auf der Seite sind ja nicht so meins und so ist auch diese Brücke nicht vertrauenserweckend für mich, denn der Fußgänger muss sich auf ca. 40 Zentimeter Platz mit links dahinrasenden Autos und rechts dem knappen Geländer einstellen. Deshalb habe ich auch kein Foto davon. Es hat mich etwas gestresst.
Auf der anderen Seite der Rhone beginnt das 4. Departement, das ich seit Genf erreiche. Nach Haute-Savoyen, Savoyen und Isère schließt sich nun Loire an und ich betrete Chavanay, ein Städtchen mit knapp 3000 Einwohnern, schmalen Gassen und typisch gemauerten Häusern, das regional bekannt ist für seine Weine.

Der Abend in der Pilgerherberge von Chavanay
In Chavanay habe ich mir zum Übernachten die im Jahre 2008 eröffnete und von den Freunden von St. Jacques betriebene Pilgerherberge ausgesucht. Der Eingang liegt ein wenig versteckt auf der Rückseite der Straße. Immerhin, wir sind heute drei Pilger und werden namentlich auf einer Empfangstafel am Eingang begrüßt . Stephane, Franzose, der mir erzählt, meine Spuren in den Gästebüchern der Unterkünfte seit Tagen gefunden und verfolgt zu haben, sowie Hubert, ein Südtiroler, und ich. Dazu Yvette und Dominique, die den Laden als französische "Hospitaleras" betreuen und sich wochenweise mit anderen Freiwilligen im Betrieb der Herberge abwechseln.
Hubert ist echt der Knaller. Er spricht überhaupt kein Wort französisch außer "merci", ist in Genf gestartet und hat vor, die 1100 km durch Frankreich in insgesamt 33 Tagen zurückzulegen. Das ist in meinen Augen alleine läuferisch eine sehr stramme Leistung. Aber Reinhold Messner kommt ja auch aus Südtirol. Zudem geht Hubert ohne Reservierungen und ohne Zelt/Matte. Nach meinen Erfahrungen der vergangenen Tage (es gibt wenig Unterkünfte + die französischen Gastgeber mögen es sehr, wenn man 1 - 2 Tage vorher anruft, dass man kommt, damit sie planen können) ist das eine sehr mutige Kombination.
Wie er das macht? Er läuft solange, bis er nicht mehr kann, dann klopft er einfach abends an irgendeine beliebige Tür, gestikuliert wild, lächelt und hofft, dass ihm geholfen wird. Bisher scheint es funktioniert zu haben. Mir haben meine vorletzten privaten Gastgeber allerdings erklärt, dass sie keine Pilger ohne Reservierung mehr nehmen würden. "Auch nicht, wenn es spät ist und ein Notfall klopft?" "Nein, auch dann nicht."
Hm. Das ist hier ganz anders als in Spanien. Aber es heißt ja auch Frankreich.
Der Abend in der Herberge wird mit einem Mix aus Deutsch, Französisch und ein wenig Englisch sehr lustig. Am nächsten Morgen singen wir zum Abschied gemeinsam das Pilgerlied. Französisch. Ist klar. Dazu haben die beiden Frauen den Text in DINA2 an die Tür gepinnt (leider kein Foto). Ein wirklich schöner Moment! Dann starten Stephane und Hubert ihren Turbo, verabschieden sich und ich gehe davon aus, dass ich sie nicht mehr treffen werde.
Ultreia et suseia!
14. Übernachtung: Pilgerherberge Chavanay
Übernachtung im Mehrbettzimmer mit Stockbetten, insgesamt 14 Plätze, auf Spendenbasis. Endlich mal eine klassische Pilgerherberge. Inclusive Abendessen, Frühstück, Waschmöglichkeit, herzlichem Empfang und Verabschiedung. Empfehlenswert.
Der nächste Etappenstopp heißt für mich: Saint-Julien-Molin-Molette
Wenn du Frau Pilgerhut weiter durch Frankreich begleiten willst, lies weiter im nächsten Beitrag.
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