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Pilgern auf der Via Gebennensis: Chavanay - Saint-Julien-Molin-Molette Etappe 15

  • Autorenbild: Pilgern unter einem Hut - Unterwegs mit Sandra
    Pilgern unter einem Hut - Unterwegs mit Sandra
  • vor 5 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Lies unten, warum Frau Pilgerhut heute nicht gut schläft

Via Gebennensis - Tag 15 - Adieu Rhone!

Blick auf Chavanay und die Rhone von der Chapelle du Calvaire
Blick auf Chavanay und die Rhone von der Chapelle du Calvaire
Kalarienbergkapelle über Chavanay
Kalarienbergkapelle über Chavanay

Aufstieg zur Kapelle


Nach einem sehr herzlichen Abschied von Yvette und Dominique - meinen Gastgeberinnen - sowie den Pilgern Stephane und Hubert, verlasse ich die Pilgerherberge in Chavanay als Letzte. 20 Kilometer und knapp 800 Höhenmeter liegen heute vor mir bis nach Saint-Julien-Molin-Molette. Meine Güte, die Ortsnamen werden auch immer länger und schwerer einzuprägen, aber wenn die Franzosen sie säuseln, klingt das schon toll.

Hinter dem Stadtrand von Chavanay folge ich einen Pfad, der sich den ersten Hügel des Tages, genannt Ribaudy, hinaufwindet bis zur Chapelle de Calvary, einer alten, liebevoll restaurierten Kapelle, wo ich einen ersten kurz Stopp mache, um die letzte Aussicht auf Chavanay und die Rhone zu genießen. Adieu Rhone! Hier trennen sich unsere Wege, denn ich werde ihr nun den Rücken drehen, sie nicht mehr wiedersehen, da sie weiter Richtung Süden und schließlich ins Mittelmeer fließt, während ich gemächlich nach Westen "fließen" werde.

Wo ich schon mal da bin, werfe ich natürlich auch einen Blick ins Innere der Kapelle.


Gebenenensis = G wie großartig & Weg = W wie wunderschön


Das Wetter ist heute fantastisch, warm aber nicht zu heiß, und der Weg sehr abwechslungsreich. Noch vor dem Örtchen Bessey geht es mal kurz in den Wald, mit einer ersten kleinen Herausforderung: Es gilt einen Bach auf wackeligen Steinen zu überqueren. Ich kann etwas oberhalb nur noch die Überreste einer ehemaligen Brücke erkennen, die früher über den Bach geführt hat, nun jedoch gesperrt ist. Ich nehme an, sie ist einem Unwetter und den daraus resultierenden heranstürzenden Wassermassen samt Treibgut zum Opfer gefallen. Auf den Balanceakt hätte ich mit dem schweren Rucksack auch gerne verzichten können, aber so dramatisch ist es dann doch nicht und ich komme trockenen Fußes an. Auch auf der anderen Seite geht es zunächst steinig weiter und zwar bergauf.



Als ich etwas später den Wald verlasse, folgt ein flaches Stück mit Mohn und Feldern bis zum Dorf Bessey, wo ich im Zentrum, also an der Kirche, die übrigens auch einen Stempel für Pilger bereithält, eine kleine Trink- und Lagecheckpause einlege.


Das Dörfchen Bessey
Das Dörfchen Bessey

Dort treffe ich tatsächlich auf einen weiteren Pilger, Michel, einen Franzosen und wir machen uns kurz bekannt. Michel scheint jedoch in Eile zu sein, ich weiß zwar nicht wieso, aber er bricht für meinen Geschmack überstürzt wieder auf. Er ist erst den zweiten Tag unterwegs. Wahrscheinlich hat er sich viel vorgenommen und vielleicht seinen Rhythmus noch nicht gefunden.

Ungefähr zwei Stunden später hole ich ihn tatsächlich wieder ein, als er auf einer Bank Pause macht. Das letzte Stück des Tages gehen wir gemeinsam. Obwohl französisch sprechen angesagt ist, und das immer viel Konzentration meinerseits erfordert, finde ich es schön mal wieder ein Stückchen mit jemand zusammen zu gehen. Seit Franziska war das nicht mehr der Fall gewesen.

Gerade auf den letzten Kilometern eröffnen sich uns wunderschöne Ausblicke über Felder voller Futterklee und sanfte, bewaldete Hügel.


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Vorbei geht es auch an einem markanten weißen Stein, der eine wichtige Ankündigung macht: Nur noch 100 Kilometer bis Le Puy! Über zwei Drittel der Gebennensis liegen schon hinter mir!


Ein Meilenstein - noch 100 Km bis Le Puy
Ein Meilenstein - noch 100 Km bis Le Puy

Nach der insgesamt doch sehr anstrengenden Etappe bin ich ziemlich erledigt, als wir schließlich am späteren Nachmittag in Saint-Julien-Molin-Molette einlaufen.


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Die typisch französischen Häuser mit zum Teil noch alten Fensterläden empfinde ich als charmant und sehr authentisch. Das macht für mich so dieses typisch französische Flair aus. Der Ort liegt am Rande des regionalen Naturparks Pilat, in den man abseits vom Pilgern schöne Wanderungen unternehmen kann, wahrscheinlich deshalb finden wir in dem Miniortskern auch einen Supermarkt und sogar ein kleines geöffnetes Café, welches ich sofort für einen gemütlichen Sitzplatz und eine kalte Cola ansteuere. Bei der Gelegenheit muss ich leider feststellen, dass das letzte Stück Schokolade, das ich noch bei mir trug, aus seinem Papierchen geschlüpft ist, sich verflüssigt hat, und eine Riesensauerei - zum Glück nur in der Deckeltasche meines Rucksacks - hinterlassen hat. Größtenteils ist bei mir alles Wichtige in Zipper-Tüten eingepackt, so dass es mehr oder weniger nur den Stoff des Rucksacks, eine Serviette, einen Stift und meinen Göffel voll erwischt hat. Aber das reicht schon. Wer einmal flüssiges Schokoladenfondue in der Tasche hatte, weiß wovon ich spreche.

Mit aufgepeppten Blutzucker lassen sich die letzten Meter zu meinem heutigen Schlafplatz, erneut einer Privatunterkunft, noch schnell zurücklegen.

Nun ja, heute bin ich ein bisschen desillusioniert, nach den tollen Erfahrungen der vergangenen Nächte. Alles ist ein wenig anders und ich fühle mich nicht wohl. Ein wesentlicher Grund dafür ist die fehlende Tür in dem Raum, in dem ich schlafe. Es gibt nur einen Vorhang, den man zuziehen kann und das weiß natürlich auch die Katze des Hauses, die mich nachts weckt, weil sie sich für mich vollkommen überraschend wie ein Sack Mehl auf meine Beine plumpsen lässt. Man hab ich mich erschreckt! 😵‍💫

Um sechs Uhr hat sie mich dann zum zweiten Mal geweckt, weil sie schnurrend um meinen Kopf (!) strich und raus aus dem Haus auf die Straße wollte.

Also bei aller Liebe, aber das geht in meinen Augen gar nicht, ohne zumindest vorher das Wort Katze wenigstens einmal zu erwähnen! Warum war die nicht bei ihrer Besitzerin oder den Kindern im Bett und hat die genervt? Mal abgesehen davon, dass es auch Übernachtungsgäste mit Katzenhaarallergien gibt, die so einen nächtlichen Überraschungsbesuch sicherlich noch uncooler finden als ich.



  1. Übernachtung: Acceuil jacquaire in Saint-Julien-Molin-Molette


Die Übernachtung war in diesem Fall sehr speziell und geräuschanfällig. Die Gastgeberfamilie samt Katze wohnt in einer offenen Wohnung über einem Künstleratelier. Was mir nicht gefiel: Es gab keine Türen, sondern nur Vorhänge. Zu allen Räumen. Auch für die Nutzung von Dusche/WC, die man mit der Familie teilte. Das erste Mal hatte ich das Gefühl nicht als Pilger willkommen zu sein, sondern notwendiges Accesoire für ein zusätzliches Einkommen.




Der nächste Etappenstopp heißt für mich: Les Setoux

Wenn du Frau Pilgerhut weiter durch Frankreich begleiten willst, lies weiter im nächsten Beitrag.





Kommentare


Die Frau (unterm) Pilgerhut:

Kopie von 20220422_192619_edited_edited.jpg

Autorin | Pilgerin | Pilgersteinmalerin | Hobbyfotografin |

4 Jakobswege = 1650 km

Buen Camino!

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